Ein Ort der Erinnerung soll nach Worten des Stadtdirektors Ludger Kewe auf dem ehemaligen Vorplatz des Bibelgartens und des heutigen Samuel-Jacobs-Platzes entstehen. Dieser soll an die zahlreichen jüdischen Opfer in Europa, Deutschland, dem Emsland und im Besonderen Werlte erinnern, die während des Zweiten Weltkrieges ums Leben kamen. „Wenn wir über Geschichte sprechen, dann immer über Dinge, die in großen Städten wie Berlin passiert sind“, erzählte der Oberschuldirektor der ATS, Klaus Ruhe. „Aber wir müssen uns vor Augen führen, dass auch hier viel passiert ist.“
Organisiert wurde die Gedenkveranstaltung von zwölf Schülern der zehnten Klassen der ATS zusammen mit Religionslehrerin Hedwig Beckmann. „Wir wollen die Erinnerungen an die Werlter Juden wachhalten und Akzente gegen das Vergessen setzen“, erklärte Beckmann den zahlreich erschienenen Teilnehmern. „Wir wollen dazu beitragen, dass so etwas nicht noch einmal passiert.“
Ein Großteil der anwesenden Gemeindevertreter und Historiker zeigten sich besorgt über die aktuelle politische Lage. „Im vergangenen Jahr konnten fünf antisemitische Straftaten am Tag verzeichnet werden, und in Dortmund spaziert der braune Mob die Straßen entlang und grölt ausländerfeindliche Parolen“, so Michael Grünberg, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Osnabrück. „Dass solche Töne auf deutschen Straßen Platz finden, das beunruhigt mich. Wir sind zwar die Mehrheit, die für ein demokratisches freies Deutschland steht, aber wir dürfen keine schweigende Mehrheit sein.“
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fanden im gesamten deutschen Reich Gewaltmaßnahmen gegen Juden statt. Dabei wurden vom 7. bis 13. November etwa 400 Menschen ermordet oder in den Suizid getrieben. Über 1400 Synagogen, Betstuben und Versammlungsräume sowie Tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Ab dem 10. November wurden etwa 30 000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert. Hunderte Juden wurden dort ermordet oder starben an den Haftfolgen.
Auch den Meppener SA-Standartenführer erreichten die Befehle, die Synagogen des Standartenbereichs anzuzünden und alle männlichen Juden in Schutzhaft zu nehmen. Die Feuerwehr wurde zudem angewiesen, nicht einzugreifen, und die Polizei musste die Maßnahme unterstützen. Kurz darauf wurden die Synagoge in Sögel und das Bethaus in Lathen angezündet. Das Bethaus in Werlte im Hause Samuel Jacobs wurde verwüstet und sämtliche Gegenstände auf dem Marktplatz verbrannt.
„Der Rat hat entschieden, dem Platz einen Namen und somit ein Gesicht zu geben“, sagte Heimathistoriker Joseph Meyer. „Und Samuel Jacobs steht stellvertretend für alle Juden, die entrechtet, verfolgt, vertrieben und deportiert wurden.“ Der Platz soll Meyer zufolge zudem ein Zeichen gegen heutige rechtsradikale Ströme und für eine weltoffene Gesellschaft setzen.
Auch der Gedenkstein für die ermordeten Juden aus Werlte, der aktuell neben dem Rathaus steht, soll auf dem Samuel-Jacobs-Platz, neben einer Gedenktafel, zukünftig an die jüdischen Opfer und ihre Geschichten erinnern.
Im Zuge der Gedenkveranstaltung wurde zudem die gesamte Maßnahme „Meyerhof“ im Zuge der Dorferneuerung der Gemeinde offiziell wieder freigegeben. Gut ein Jahr hatten die Umbauarbeiten und Neugestaltungen der Straßenwege sowie der Parkplätze um das neue Gesundheitszentrum und des Samuel-Jacobs-Platzes gedauert. Das Projekt der Dorferneuerungsmaßnahmen läuft noch bis 2021.
Fotos: Insa Pölking Ems-Zeitung
Albert-Trautmann-Schule
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